Vorwinterliches Fressen im November

NEIN!! Christstollen geht am keinsten, nicht jetzt. Christstollen dürfen korrekterweise erst ab dem 3 Dezember (erster Advent) verzehrt werden. Dabei ist es unerheblich, dass die ersten Stollen in diesem Jahr schon am 27. August in einem Supermarkt in Süddeutschland gesichtet wurden (berichtete Bayern-1 in einer redaktionellen Sondermeldung). Diese „frühen“ Stollen sind allerdings ganz und gar nicht zum sofortigen Genuss vorgesehen, sondern vielmehr für den Export in ferne Länder (z.B. Asien) wo diese Leckerei trotz ganz anderer Traditionen dankbar aufgenommen und mit Genuss aufgefuttert wird. Hierbei ist es religiös völlig unbedenklich, dass der erste Advent fast mit Mohammeds Geburtstag zusammenfällt. Mohammed hätte sicher auch Christstollen gemocht!

In der Zwischenzeit, also im November gehen nur Tee mit Kluntjes, gegebenenfalls mir einer angemessenen Menge Rum. Sollte diese Teezeremonie erst am späteren Nachmittag stattfinden, dann ist eine Kerze am Tisch angemessen. Als Ersatz für den Christstollen könnte man zunächst auf Spekulatius oder Lebkuchen zurückgreifen. Andererseits ist der November doch eher von kräftig-deftigen und nährstoffreichen Speisen geprägt: Gans mit Blaukraut und Semmelknödeln, frische Karpfen und Forellen oder auch Teile von toten Schweinen in der Darreichungsform von Schweinshaxe, Blut- und Leberwurst oder – in wilder Anordnung verschiedener Tierteile – als Schlachtplatte. Die Nordlichter wenden sich in dieser Zeit Speisen wie „Grünkohl mit Pinkel“ zu. Die Amis, bei denen ja immer alles anders ist, lassen den Hamburger einstweilen sein und erfreuen sich an gebratenem Truthahn (Thanksgiving ist dieses Jahr am 23. November), den sie dann mit allerlei Zeug vollstopfen, Gemüse, Steckrüben, Pflaumen, Rosinen und, in manchen Gegenden, mit einer Paste aus Lebkuchen.

Der Grund dieser vorwinterlichen Fresserei ist der Trieb und die Notwendigkeit der Selbsterhaltung. Der Mensch (homo sapiens) hat in den letzten zehntausenden Jahren die Winter nur überlebt, wenn er sich vorher genug Fett angefressen hatte, so wie auch die Igel und Murmeltiere. Während letztere einfach den Winter verschliefen, vertrieb sich der Vorzeitmensch die Zeit damit, seine Höhlen bunt zu bemalen und Faustkeile für die nächste Jagdsaison zu bosseln. Der moderne Mensch, der mit Tee, Rum und Kluntjes den Herbststürmen und dem Winter entgegentritt, vertreibt sich die Zeit mit Brettspielen, Tinder oder Amazon-Videos. Der mehr utilitaristisch veranlagte Mensch bereitet seine Steuererklärung vor oder heftet die Dokumente ab, die er das ganz Jahr lang ungeordnet und unbeachtet auf dem Küchenregal aufgestapelt hat. Dazu Tee und Kluntjes…..