Ein paar Gedanken zum neuen Android Smartphone

Wie ich hier so gerade dabei bin, mein Android-Tablett zu verstehen und auszuprobieren, da überfallen mich seltsame und erschreckende Gedanken:
Es ist ja ganz toll sich von dem Gerät oder besser gesagt von der Software einen Text vorlesen zu lassen; Deutsch oder Englisch und wenns sein soll auch Farsi. Oder die Texteingabe, einfach vorlesen – schwupp – on schon ist der Text in der Maschine. Google’s Android kann das sehr gut und wird immer noch besser. Die Software erkennt, nach einiger Übung, auch Schweizer- oder  Ostfriesendialekt. Die “Übung”, das Training der Software wird brav über Internet wieder an Google zurückgemeldet. Und dort werden diese Sprach- und Mustererkennungssysteme immer weiter entwickelt. Damit das auch richtig voran geht, werden die schlauesten Computer Kids zum “Google Summer of Code” eingeladen; so eine Art digitales Pfadfinderlager. Und dort wird ihnen das Wissen und neue Ideen (ganz wichtig) abgemolken, so wie es Ameisen mit Blattläusen machen. Soweit so gut. – Aber was, wenn man das umdreht? Wenn Google (oder eine andere Organisation im militärisch-industriellen Komplex) diese Technologie nutzt um uns auszuhorchen, auszuforschen? Auch der allereinfachste Geist kann sich vorstellen was man mit Spracherkennung, Textanalyse und Suchmaschinen anstellen kann.

Selbst wir End-User sind ja jeden Tag neu überrascht wie weit sich diese Computertechnologie inzwischen entwickelt hat:

  • Gesten im Raum, ein ausgestreckter Arm, eine Körperbewegung kann von Spielekonsolen verstanden werden und, wenn gewollt, in Befehle umgesetzt.
  • Gesichter können inmitten einer recht großen Menschenmasse identifiziert werden und dann mit Daten aus dem gesamten Internet verglichen werden. Selbst das billigste Android-Ding kann Gesichter als solche erkennen und dann auf anderen Bildern wiedererkennen. Das ist das, was uns als Software praktisch nachgeworfen wird. Aber wie weit mag die Technologie wirklich sein in den Bereichen die wir nicht kennen?
  • Körperhaltung und Gesichtsausdruck können recht sicher interpretiert und “ausgelesen” werden. (Man denke hier an die Front-Kameras in vielen Handys und Smartphones, die eigentlich beim Video-Chat helfen sollen). Beispiel: Kameras die erst beim “cheese”, bei gebleckten Zähnen auslösen.
  • Spracherkennung, selbst das Erkennen mitschwingender Emotionen können am Telefon oder Skype, sehr einfach und schon lange erledigt werden.
  • Ortsbestimung. Jedes Handy lässt sich inzwischen auf vielerlei Weise finden. Neben GPS, was in Gebäuden nicht so gut funktioniert, lässt sich die Position auch mittels Bestimmung der Funkwabe und ggf Kreuzpeilung bestimmen, wenn auch nicht so gut wie mit GPS, was übrigens – keiner beachtet das – gerade durch die russischen Glonas Satelliten ergänzt wird, einige davon sind schon in Betrieb und werden selbst von Wald-und-Wiesen-Handies verstanden.

Eine weitere Perfektion der Ortsbestimung ist durch Abgleich des gemessenen mit dem bekannten lokalen Magnetfeld erreichen. Warum sonst haben die Handies eingebaute dreiachsige Magnetometer? Nur um die Dinger als Wanderkompass zu verwenden ist dieser Aufbau eigentlich viel zu aufwendig. Sowas findet man eher in Steuereinheiten für Raketen, U-Boote und anderes Kriegszeug. Wozu aber im Smartphone?

All das ist eigentlich nur die Spitze des Eisberges, das, was wir wissen und seit langer Zeit als Open-Source irgendwo runterladen können. Selbst das ist schon sehr, sehr beindruckend wenn man sich damit beschäftigt und die Möglichkeiten des Machbaren ausloten will. Zum Beispiel die Forschung und frei zugängliche Software (KNIME) des Instituts für Bioinformatik der Universität Konstanz wurde eigentlich dafür entwickelt Eiweiss-Folgen oder Texte von Shakespeare unter künstlerischen Kriterien zu analysieren. Die gleiche Software läßt sich aber auch dafür verwenden um aus Textstrukturen in Emails herauszufischen of da nur ein paar Key-Wörter gestreut werden oder aber ernsthaft eine womöglich terroristische Sache behandelt wird. Ich habe mich seit einigem Monaten – ursprünglich aus ganz anderen Gründen – mit Software und Algorithmen befasst die Strukturen aus gewaltigen Datenmassen herausfischen können. Es ist – neutral gesagt – faszinierend. Datenmassen in der Erdölsuche oder politischem Verhalten, dies liegt alles eigentlich sehr nahe zusammen und daher sind solche Systeme ja nicht von sich aus schlecht oder gefährlich. Sie sind zunächst nur einmal da, warten auf eine Anwendung. Und die Geschichte der Technik sagt uns daß alles was es gibt auch mal angewendet wird. Das ist fast ein Naturgesetz, vielleicht sogar eine Art Evolution.

Warum wird das alles nicht geheim gehalten? Warum kann selbst ein einfacher Geist wie ich eins und eins zusammenzählen und sich leicht vorstellen was da ist oder kommen wird? Die Antwort ist daß es eigentlich egal ist ob einer das weiß oder nicht. Es geht ja hier gar nicht darum einem einzelnen sozusagen in die Unterhose zu schauen um zu sehen ob er oder sie vielleich kommunistisches Gedankengut im Hinterkopf hat oder eine Stinkwut auf seinen Boss oder kein genmanipuliertes Zeug essen will. Darum geht es gar hier nicht. Ein Einzelner ist unwichtig. Auch wenn oft das Argument vorgeschoben wird, daß all dies ja nur getan wird um Terroristen zu fangen oder bösen Pädophilen von ihrem Treiben abzubringen. Nein, es geht darum die Gesamtheit der Masse, das Verhalten der Bevölkerung an sich vorauszusehen. Dies ist ja im Prinzip das Ende und jeder Form der Demokratie, die sich aus selbständigen Entscheidungen von freien Individuen zusammensetzt.

Allerdings muß man unbedingt die Frage stellem ob all dieser Riesenaufwand wirklich sinnvoll ist. Ist es denn wirlich so eine tolle Sache wenn man ein paar Leute mehr verdächtigt, Terrorristen zu sein aber dafür Milliarden Dollars oder Euros ausgibt? Besonders erfolgreich ist es sicher nicht, wenn man an die Neonazizelle in ?Leipzig denkt oder wenn man in Betracht zieht wieviele Menschen in Amerika durch Terrorrismus ihr Leben gelassen haben und dann dagegenrechnet wieviele durch legale(!) Schußwaffen oder einfach durch Verkehrsunfälle.

Ich stelle die Behauptung auf, daß diese Welt ein viel besserer Platz sein könnte, wenn all das Geld, das für Computerüberwachung, Drohnen und Geheimdienste in Menschen investiert würde in der Form von Ausbildung, Vorsorge und Gemeinwesen! Schulen, Polizei, die richtig ausgebildet und ausgestattet ist, Pflegeberufe, die anständig und angemessen bezahlt werden, Städte in denen das Leben noch einen Wert hat – und so weiter. Macht es denn wirklich Sinn die Männchen, die ins Präkariat abgedrängt wurden mit teuren Drohnen zu beschießen anstatt die Ursachen, Armut, ungerechte Verteilung der Resourcen, etc mit diesem Geld zu lindern. Bessere Menschen kommen vom Glauben, den man in sie setzt und den Möglichkeiten, die man ihnen läβt und nicht den Überwachungsmethoden oder Waffen denen man ihnen engegensetzt..